
Den eigenen Datenschatz heben!
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In vielen Schaltschränken ist sie der Quasi-Standard in puncto intelligenter Überlast- und Kurzschlussüberwachung: die LOCC-Box (LÜTZE Overload Current Control). Gern wird das Modul zur flexiblen Absicherung von 24-V-Kreisen eingesetzt.
Ein LÜTZE-Kunde, der die LOCC-Box in seinen Produktionsmaschinen und im Sondermaschinenbau vielfach einsetzt, ist Metz Connect. Mit ein Grund dafür: Einige eigene Zulieferprodukte stecken in dem Modul drin, etwa eine Push-in-Klemme. Wirklich spannend ist das, was sie aus der LOCC-Box rausziehen: Daten - den Rohstoff der Industrie 4.0.
Im Datenfluss fischen – mit der LOCC-Box
Die ergiebig fließenden Daten werden dabei mit doppeltem Nutzen getrackt: fürs Energiemonitoring und für Predictive Maintenance.
Das Familienunternehmen im Südschwarzwald ist spezialisiert auf Produkte für die Gebäude- und Industrieautomation und -vernetzung. Von daher liegt eine erhöhte Sensibilität für Informationsflüsse in den Genen – auch mit Blick ins eigene Unternehmen. Mit der LOCC-Box erfasst man im Hintergrund die Verbrauchsdaten von Maschinen und Anlagen in den fünf Blumberger Werken. Jeder einzelne 24-V-Kreis ist überwachbar mit via IO-Link eingestellten Charakteristiken.
Beispiel Kleinförderbänder: Da diese lange durchlaufen, kommt es immer mal wieder zu Lagerschäden. Anhand der Nennströme kann man schon vorab auf mechanische Beschädigungen schließen: So könnte eine grobe Abweichung mit Stromanstieg ein schwergängiges Lager oder eine sonstige Veränderung signalisieren – was die Wartung mobilisiert, bevor das Band stillsteht. Die LOCC-Box erkennt so etwas auch schon vor einem Auslösemoment, selbst bei stark verschmutzten Lüftermatten beispielsweise.
LOCC-Box ist auch Daten-Box
„Wir erfassen alle möglichen Daten, wie Kilometerlaufleistungen von Achsen aller Art, Hauptnutzungszeiten oder die Temperatur in Schaltschränken“, berichtet Lukas Schultz, Elektrokonstrukteur. Es sei „super, dass die LOCC-Box dazu beträgt diese ganze Datendichte zu liefern.“ Daraus ließen sich wertvolle Rückschlüsse ziehen, besonders für den 24/7-Betrieb. Etwa wenn sich das Wartungspersonal die Infos direkt am HMI (Human Machine Interface) ansieht, unabhängig von einer Schnittstelle. Beispielsweise lässt sich dann erkennen, dass ein bestimmter Zylinder alle zwei Millionen Hübe ausfällt – der Impuls, eine langlebigere Lösung zu suchen. „So kommt man weg von Erfahrungswerten hin zu belastbaren Zahlen und man kann geplant Bauteile vor dem Ausfall tauschen“, resümiert (Johannes Lohberger, Head of Automation).
Energisch Energie einsparen
Ähnlich effektiv ist das beim Energiemonitoring – in Zeiten der Klimakrise und hoher Energiekosten ein heißes Thema. Und es nimmt noch Fahrt auf mit diversen Nachweispflichten, Energieaudits oder -managementsystemen. „Zunächst fällt es leicht, jedes Jahr ein paar Prozent einzusparen. Irgendwann jedoch sind die größten Leckagen beseitigt und alle Leuchtstoffröhren ersetzt“, konstatiert Lukas Schultz. Dann müsse man wissen, wo noch Potenzial zu heben ist. Bei Metz Connect brechen sie so das Energiedatenlogging der ganzen Halle runter auf einzelne Verbraucher. „Die LOCC-Box hat da definitiv ihre Stärken und ist eine tragende Säule unseres Überwachungssystems. Auch wegen ihres Feldbussystems, über das wir viele Prozessdaten rausziehen“, so der Elektrokonstrukteur Lukas Schultz. Selbst bei nicht intelligenten Komponenten wie kleinen Elektromotoren werde deren Zustand erfassbar. Trends ließen sich feststellen: „Wir merken frühzeitig, wenn sich etwas im Prozess verändert“, so Johannes Lohberger. Man könne sogar Kostenersparungen sehen, zum Beispiel bei der Pneumatik: Reduziert sich der Luftverbrauch nach einer Wartung um 20 Prozent, könne man gegenrechnen mit den Wartungskosten hin zur Amortisationsdauer.
Schlanke LOCC-Box – großer Nutzen
Zur Produktionsdatenerfassung setzt man ganz auf LÜTZE. Denn es kommen weitere Vorzüge der LOCC-Box ins Spiel: „Wir stellten fest, dass die LOCC-Box mit dem bereitgestellten Funktionsumfang preislich attraktiv ist“, berichtet Lukas Schultz. Zudem baue man die eigenen Anlagen und Sondermaschinen sehr kompakt – was baulich irgendwann arg begrenzte. Da passe die LOCC-Box mit gerade mal 8,1 mm Baubreite perfekt. Zudem sei sie modular erweiterbar wie gerade gewünscht: In Verbindung mit dem IO-Link Gateway sind bis zu 15 LOCC-Box-Net-Module gekoppelt.
Aktuell arbeitet der Sondermaschinenbau von Metz Connect an einer umfangreichen Montageanlage für ein neues Produkt. Da der Platz für eine Großmaschine fehlt, ist sie als Verbund aus mehreren einzelnen Maschinen konzipiert. Auf freistehende Schaltschränke wird verzichtet – alles sitzt äußerst kompakt im Maschinengestell. Vorteil: Das fängt die räumliche Limitierung auf – und die recht kompakten Einzelmaschinen können bei Bedarf viel leichter umziehen zwischen den fünf Werken am Ort.
Mit dem Thema Datenlogging ist Metz Connect früh dran. Weil sie im eigenen Unternehmen leben, was sie mit ihren Produkten im Markt künftig ausbauen wollen. Und es wird ein echter Zukunftsmarkt, wenn Verordnungen wie die zum ESG-/CSRD-Berichtswesen in den nächsten Jahren für immer mehr Unternehmen relevant werden. Eigentlich schon ein Blick in die Zukunft des Maschinenbaus.
Langjährige Connections
LÜTZE und Metz Connect verbindet eine jahrzehntelange Zusammenarbeit, am Anfang stand Anschlusstechnik für Leiterplatten. Vor einigen Jahren wurde die besagte Push-in- Federkraftklemme für das Hutschienengerät auf Anforderung von LÜTZE entwickelt – speziell abgewinkelt, damit die Leiterplatte platzsparend in der konkurrenzlos schmalbauenden LOCC-Box sitzt. Mittlerweile gibt es hier Verknüpfungspunkte zur LÜTZE Transportation und dem IRIS-zertifizierten Einsatz in der anspruchsvollen Bahntechnik. Überhaupt will Metz den Bus- und Bahnbereich weiter ausbauen, weil auch dessen Digitalisierung, etwa zur Personendatenerfassung, als wichtiger Markt identifiziert wird. Man darf gespannt sein, womit diese gedoppelte Kunden-Lieferanten-Connection noch überrascht.
Autor: Jessica Stoll, Vertriebsingenieurin Friedrich Lütze GmbH